Wirtschaftsbarometer Handel
Das Geschäftsklima im Südtiroler Handel ist weiterhin positiv. Die Einschätzungen zur Ertragslage und zur Umsatzentwicklung unterscheiden sich aber je nach Branche und Größe der Unternehmen deutlich. Dies geht aus der Frühjahrsumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Im Großhandel ist das Geschäftsklima generell positiv: 93 Prozent der Unternehmen schätzen die Ertragslage im Jahr 2023 zumindest als befriedigend ein und 94 Prozent äußern positive Erwartungen für das laufende Jahr. Die Bewertungen unterscheiden sich jedoch erheblich je nach Betriebsgröße. Die größeren Unternehmen melden öfter einen Anstieg von Umsatz und Verkaufspreisen, konnten die Steigerung der Betriebskosten besser eindämmen, erzielten höhere Margen und konnten weiter investieren. Betrachtet man die einzelnen Branchen, so ist das Geschäftsklima im Hinblick auf 2024 vor allem beim Großhandel mit Maschinen und Geräten zuversichtlich. Bei den Bekleidungs- und Textilgroßhändlern sind hingegen große Unterschiede zu beobachten: Während ein Viertel der Unternehmen mit einer schlechten Ertragslage rechnet, geht über ein Drittel von einer guten Rentabilität aus.
Im Einzelhandel sind neun von zehn Unternehmen mit der 2023 erzielten Rentabilität zufrieden und ein ähnlicher Anteil blickt zuversichtlich auf das Jahr 2024. Die Einschätzungen unterscheiden sich jedoch je nach Warenbereich. Im Lebensmittelsektor sowie bei den Super- und Minimärkten profitiert das Geschäftsklima von starken Umsatzzuwächsen. Die größten Schwierigkeiten gibt es im Wanderhandel: Mehr als jedes fünfte Unternehmen dieser Branche schätzt die Ertragslage 2023 als schlecht ein und jedes vierte hat negative Erwartungen auch für das laufende Jahr. Die Einrichtungsbranche hinterlässt ein schwieriges Jahr, das durch einen Umsatzrückgang infolge des Abbaus der steuerlichen Anreize für die Renovierung von Gebäuden gekennzeichnet war. Das Geschäftsklima ist auch bei den Verkäufern von Bekleidung und Schuhwaren eher bescheiden, da sie heuer mit weiteren Kostenzuwächsen, einer Verschärfung des Wettbewerbs und einem Rückgang der Verkaufsmengen rechnen.
Die Unternehmen im Sektor Fahrzeughandel und -reparatur melden einen Anstieg des Umsatzvolumens im Jahr 2023. Dieser ist zum Teil auf die Erhöhung der Verkaufspreise zurückzuführen, die zum Ausgleich des starken Kostenanstiegs erforderlich war. Die Ertragslage wird von 90 Prozent der Betriebe als zufriedenstellend beurteilt, sie beklagen jedoch eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen und der Zahlungsmoral der Kunden. Für 2024 wird bei den größeren Unternehmen mit einer Stagnation von Umsatz und Investitionen gerechnet, während die kleineren sogar einen Rückgang erwarten. Etwa neun von zehn Befragten gehen jedoch davon aus, dass sie heuer eine angemessene Rentabilität beibehalten werden, auch dank weiterer Anpassungen der Verkaufspreise.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, kommentiert: „Kleinere Unternehmen müssen vor dem ungleichen Wettbewerb durch große Einzelhandelsketten und Online-Händler geschützt werden, da sie eine wichtige Funktion für die Lebensqualität in den Dörfern und ländlichen Gebieten unseres Landes haben. Die Digitalisierung bietet auch für diese Unternehmen Chancen, ihre Kundschaft und Marktpräsenz zu erweitern.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Elena Messina Bonaldi, Präsidentin Confesercenti Südtirol
„Die Großhändler sind längst dazu übergegangen, ihre Unternehmen zu vergrößern, um auf einem immer selektiveren Markt bestehen zu können. Für die Händler von Markenprodukten läuft es besser. Einzelhandelsgeschäfte und Wanderhandel leiden unter der immer härteren Konkurrenz durch Großverteilung und E-Commerce. Wenn die Politik den Einzelhandel schützen will, braucht es ein fünfjähriges Moratorium für das Monti-Dekret und neue Regeln für den E-Commerce.“
Philipp Moser, Präsident Wirtschaftsverband hds
„Gerade der Einzelhandel befindet sich in einem Wandel. Verändertes Kundenverhalten erzwingt auch angepasste Geschäftsmodelle und erfordert neue, innovative Ideen. In diesem Sinne unterstützen wir als Verband Digitalisierungsmaßnahmen für Handelsbetriebe, damit diese bei dieser Entwicklung nicht auf der Strecke bleiben und effizient ihre Online-Potentiale nutzen können - von der digitalen Sichtbarkeit und Präsenz bis zur Erstellung eines Onlineshops.“