Handelskammer Bozen
Irmgard Hitthaler

Irmgard Hitthaler

Mutige Pionierin
Datum:  Mai 2024

Irmgard Hitthaler arbeitete im Verwaltungsrat der Sozialgenossenschaft Coopera mit Sitz in Bruneck mit. Dort entstand die Idee, eine vor der Schließung stehende Gärtnerei als sozialgenossenschaftlich geführten Betrieb zu übernehmen. Anfang 2020 öffnete die neu gegründete Sozialgenossenschaft GRÜNES UND CO unter ihrem Vorsitz die Gärtnerei in der St.-Lorenzner-Straße 39 in Bruneck.

Wer arbeitet bei GRÜNES UND CO?
Irmgard Hitthaler: Ein großer Teil des Teams der ehemaligen Gärtnerei ist den Weg mit uns weitergegangen, musste aber erst in den Genossenschaftsgedanken hineinwachsen. Marion Pallhuber war im ehemaligen Betrieb Floristin und übernahm die Geschäftsführung. Die Direktion sowie die Sozialpädagogin sind beim Ideengeber Coopera beheimatet, auf deren Kompetenzen wir zurückgreifen können. Wir beschäftigen im Durchschnitt 20 Menschen, Gärtner/innen, Florist/innen, Personen in Inklusionsprojekten, Lehrlinge und Saisonkräfte. Wir vom Vorstand verdienen nichts an dieser Tätigkeit, aber tragen gerne dazu bei, dass diese besondere Gärtnerei gelingt. Heute ist das Genossenschaftsgefühl spür- und greifbar, das motiviert uns!

Was bedeutet es für das Team, Menschen mit verschiedenen Herausforderungen zu inkludieren?
Einfach ist es nicht, es braucht Zeit, ist aber immer eine Bereicherung. Jede inkludierte Person bringt andere Voraussetzungen und Vorgeschichten mit. Manche bleiben einige Wochen, andere mehrere Monate oder Jahre. Wir vereinbaren Ziele, schauen, was verbessert werden kann. Das Ziel ist eine Reintegration in den regulären Arbeitsmarkt. Unsere Fachkräfte aus Gärtnerei und Floristik haben bei ihrer Ausbildung nicht gelernt, wie man Menschen mit verschiedensten Krankheitsgeschichten begleitet und fördert. Die Sozialpädagogin nimmt hier eine wichtige Rolle ein und unterstützt, damit inkludierte Mitarbeitende ihren Platz finden. Alle tun, denken und handeln gemeinsam. Ich bin dankbar, dass das gemeinsame Wachsen sehr oft gelingt. 

Die Brunecker Sozialgenossenschaft GRÜNES UND CO

Manchmal erwarten sich Menschen von einer Sozialgenossenschaft niedrigere Preise. Ist das auch bei GRÜNES UND CO so?
Ja. Das zeigt leider die niedrige Wertigkeit, die Soziales und soziale Arbeit in der Gesellschaft haben. „Warum sollten unsere hochwertigen, qualitativen Produkte nicht hochpreisig sein?“, frage ich mich. Da braucht es ein Umdenken. 

Welche Veränderungen wünschen Sie sich für Südtirol?
Ohne pauschalisieren zu wollen, merke ich, dass es für Frauen oft schwierig ist, sich in die erste Reihe zu stellen. Um Führungsrollen anzunehmen, brauchen Frauen manchmal mehr Zuspruch und Motivation. Frauen müssen darin bestärkt werden und auch Zeit haben für solche Rollen, etwa indem Kindererziehung partnerschaftlich aufgeteilt wird und Karenzen für Männer normal werden – hier braucht es auch das Mitwirken der Unternehmen, der Politik und der gesamten Gesellschaft.

Info

Irmgard Hitthaler ist 1982 in Deutschland geboren und in Pfalzen aufgewachsen. Nach der Matura hat sie in Wien Kultur- und Sozialanthropologie sowie Bildungswissenschaften studiert. 15 Jahre hat sie dort gelebt und in den Bereichen Stadtentwicklung, Gemeinwesenarbeit und im Konfliktmanagement im Wiener Gemeindebau gearbeitet. Nach ihrer Rückkehr nach Südtirol im Jahr 2017 arbeitete sie anfangs als Projektmanagerin im „Regional Management LAG Pustertal“ und koordiniert jetzt das fünfköpfige Team im Shared Leadership gemeinsam mit Caroline Leitner. Die Erziehung der dreijährigen Tochter teilt sie sich partnerschaftlich mit ihrem Mann. Seit 2019 ist Irmgard Hitthaler Obfrau der sozialgenossenschaftlichen Gärtnerei GRÜNES UND CO in Bruneck.

Die Brunecker Sozialgenossenschaft GRÜNES UND CO produziert jährlich rund 72.000 eigene Pflanzen, baut im Acker hinter der Gärtnerei Nullkilometer-Schnittblumen an und bietet ein Sortiment von über 8.000 Produkten. Der erwirtschaftete Gewinn wird in die Sozialgenossenschaft reinvestiert.

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