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Wirtschaftsbarometer Dienstleistung
Das Geschäftsklima im Dienstleistungssektor bleibt zwischen den verschiedenen Branchen uneinheitlich. Im Transportwesen melden die Unternehmen des Personenverkehrs und vor allem die Betreiber der Aufstiegsanlagen ein wachsendes Geschäftsvolumen. Im Warenverkehr hingegen ist die Umsatzdynamik eher verhalten. Dies geht aus der Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Die Einschätzungen der Dienstleistungsunternehmen zur Rentabilität im Jahr 2025 und die Erwartungen für 2026 unterscheiden sich je nach Tätigkeitsbereich erheblich. Das beste Geschäftsklima herrscht in den Bereichen „freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen“, „Informatik und Telekommunikation“ sowie „Kredit- und Versicherungswesen“, wo fast alle Unternehmen mit der heuer erzielten Rentabilität zufrieden sind und zuversichtlich auf das Jahr 2026 blicken. Deutlich zurückhaltender ist die Stimmung im Bereich der Unternehmensdienstleistungen – insbesondere bei den personalintensiven Tätigkeiten –, wo die Unternehmen trotz Umsatzwachstums einen starken Kostenanstieg und eine allgemeine Verschlechterung des Geschäftsumfelds beklagen. Im Verlags- und Kommunikationswesen und vor allem bei den personenbezogenen Dienstleistungen und im Immobilienbereich war die Umsatz- und Investitionsdynamik heuer schwach, und etwa ein Sechstel der Unternehmen beklagt eine schlechte Rentabilität. Für 2026 wird nur im Immobiliengewerbe eine teilweise Verbesserung erwartet, da es von einem erneuten Rückgang der Zinssätze profitieren dürfte.
Im Transportsektor wird die Ertragslage im Geschäftsjahr 2025 von mehr als neun von zehn Unternehmen als (zumindest) befriedigend bewertet, in einem Drittel der Fälle sogar als gut. Optimistisch sind vor allem die Unternehmen des Personentransports und die Betreiber von Liftanlagen. Letztere verzeichnen ein starkes Wachstum des Geschäftsvolumens, auch dank gestiegener Skipasspreise. Der Umsatzanstieg wurde vor allem durch ausländische Touristen getragen, deren Zahl deutlich gewachsen ist. Im Güterverkehr hingegen war die Umsatzentwicklung verhaltener, auch aufgrund der Schwäche des italienischen Marktes. Die Beschäftigung im Transportgewerbe entwickelte sich positiv: In den ersten zehn Monaten des Jahres 2025 zählte der Sektor durchschnittlich über 10.600 Arbeitnehmer/innen, was einem Anstieg von 7,1 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres entspricht. In den kommenden Monaten planen die Unternehmen weitere Neueinstellungen, vor allem im Personenverkehr. Die Aussichten für 2026 sind positiv: Fast alle Unternehmen gehen für das nächste Jahr von einer zumindest befriedigenden Ertragslage aus, in rund 40 Prozent der Fälle wird sogar eine wirklich gute Rentabilität erwartet.

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, freut sich über das gute Geschäftsklima im Personentransport, erinnert aber auch an die Schwierigkeiten im Güterverkehr: „Die Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit den Arbeiten an der Luegbrücke und die Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung dämpfen die Stimmung im Güterverkehr. Die Handelskammer wird die Situation weiterhin beobachten und die Interessen unserer Unternehmen schützen.“
Methodische Anmerkung
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung, freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.
Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:
Mirko Siviero, CNA FITA Trasporto Merci e Persone
„Der Markt bestätigt einen positiven Trend bei Investitionen und Aufträgen im Gütertransport und in der Logistik. Die Planung der Unternehmen wird jedoch durch das Nachtfahrverbot in Österreich, die Arbeiten an der Luegbrücke, den Fachkräftemangel und die gestiegenen Betriebskosten erschwert. Wir vertrauen auf die Hilfe der Institutionen, um das Problem der Fahrverbote zu lösen, da sie einen für die Wirtschaft strategisch wichtigen Sektor blockieren.“
Philipp Moser, Präsident des Wirtschaftsverbandes hds
„Der Dienstleistungssektor fährt im Zweier-Tempo: IT-Branchen etwa verzeichnen zufriedenstellende Ergebnisse, viele service- und personalintensive Betriebe haben hingegen mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Wir brauchen jetzt entsprechende verlässliche Rahmenbedingungen und Unterstützung auch von Seiten der Politik, damit die Stimmung nicht kippt und der Optimismus wieder überwiegt.“
Alexander Öhler, Obmann der Warentransporteurinnen und -transporteure im lvh
„Unsere Betriebe arbeiten auf dem Brennerkorridor unter hohem Kosten- und Zeitdruck: Ein generelles Überholverbot von LKWs auf der A22 beziehungsweise in Nordtirol blockiert die Flussfähigkeit. Block- oder Dosierabfertigungen, insbesondere bei der Luegbrücke, sorgen regelmäßig für Stunden- oder Tagesverluste. Wir brauchen dringend verlässliche Rahmenbedingungen, die den logistischen Realitäten gerecht werden.“
Alexander Rieper, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Für die positive Entwicklung des Transportsektors ist ein freier und effizienter Warenverkehr entlang der Brennerroute entscheidend. Die Fahrverbote in Tirol, die Arbeiten an der Luegbrücke und die anstehenden Sanierungsarbeiten der Deutschen Bahn bereiten uns diesbezüglich große Sorgen: Es gilt eine ganzheitliche, länderübergreifend abgestimmte Lösung zu finden, die einen wettbewerbsfähigen Transport auf Bahn und Straße ermöglicht und die bestehenden Verkehrsinfrastrukturen bestmöglich nutzt.“






