Handelskammer Bozen
Verarbeitendes Gewerbe

Wirtschaftsbarometer Verarbeitendes Gewerbe

Erholungsanzeichen

Data: 
Donnerstag, 29. Juli 2021
Uhrzeit: 

Das Geschäftsklima unter den Südtiroler Produktionsunternehmen scheint generell positiv zu sein, wenn auch mit deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Viele Betriebe profitieren vom Aufschwung und können Umsatz, Investitionen und Beschäftigung steigern. Insgesamt sind mehr als vier von fünf Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe zuversichtlich, heuer ein (zumindest) zufriedenstellendes Betriebsergebnis zu erzielen. Dies ergibt sich aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen.

Die Einschätzungen der Unternehmen des Südtiroler Verarbeitenden Gewerbes zur Ertragslage sind generell positiv: Mehr als 20 Prozent erwarten heuer ein „gutes“ Betriebsergebnis, weitere 60 Prozent rechnen immerhin mit einer „befriedigenden“ Rentabilität. Der Aufschwung spiegelt sich auch in der Auslastung der Produktionskapazität wider, die nun das Vorkrisenniveau wieder erreicht hat.

Allerdings scheinen noch nicht alle Branchen des Verarbeitenden Gewerbes auf dem Weg der Besserung zu sein. Schwierigkeiten gibt es weiterhin in der Lebensmittelproduktion, wo zwei von fünf Unternehmen auch heuer ein unbefriedigendes Betriebsergebnis erwarten. Auch im Druckgewerbe sind die Bewertungen zur Ertragslage bescheiden. Mehr Optimismus gibt es in der Produktion von Baustoffen und in der Holzverarbeitung: Hier erwarten heuer viele Unternehmen eine „gute“ Rentabilität.

Die aktuellen Umsatzzahlen für April zeigen einen Anstieg des Geschäftsvolumens des Südtiroler Verarbeitenden Gewerbes von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dieses Wachstum ist jedoch auch darauf zurückzuführen, dass viele Unternehmen ihre Verkaufspreise angehoben haben, zum Teil als Reaktion auf den deutlichen Anstieg der Rohstoffpreise. Bereits ab den ersten Monaten des Jahres leistete der Außenhandel einen ausgesprochen positiven Beitrag zur Umsatzentwicklung. Zwischen Januar und März 2021 setzte sich die Erholung der Südtiroler Exporte fort und der Gesamtwert der Ausfuhren überstieg 1,4 Mrd. Euro. Dies ist der bisher höchste Wert für ein einzelnes Quartal.

Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe

Von der verbesserten Wirtschaftslage profitiert auch die Beschäftigung: Seit März liegt die Zahl der Arbeitnehmer/innen im Verarbeitenden Gewerbe erneut über 34.000 und im Juni war die unselbständige Beschäftigung um 2,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. In der Konjunkturumfrage signalisieren viele Firmen ihre Absicht, verstärkt Einstellungen vorzunehmen und einige klagen bereits über Arbeitskräftemangel.

Die allmähliche Erholung des Geschäftsklimas spiegelt sich auch in den Investitionsabsichten wider, insbesondere im Hinblick auf die Anschaffung neuer Maschinen. Auch hier gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Ein Aufschwung der Investitionstätigkeit wird vor allem in der Textilbranche und in der Metallverarbeitung erwartet, während es in den Sparten, die weiterhin in Schwierigkeiten sind, voraussichtlich eine erneute Schrumpfung eintreten wird.
Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, freut sich über die positiven Anzeichen, die sich aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO ergeben: „Nach einem sehr schwierigen Jahr kehrt das Südtiroler Verarbeitende Gewerbe allmählich zur Normalität zurück, auch dank der guten Entwicklung der Exporte. In dieser Phase ist es wichtig, dass der Außenhandel nicht durch Beschränkungen des Warenverkehrs auf der Brenner-Achse beeinträchtigt wird.“

Anmerkung: Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.

Weitere Auskünfte erteilt das WIFO, Ansprechpartner Luciano Partacini, Tel. 0471 945 700, E-Mail: luciano.partacini@handelskammer.bz.it oder Nicola Riz, Tel. 0471 945 721, E-Mail: nicola.riz@handelskammer.bz.it.

Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:

Claudio Corrarati, Präsident CNA-SHV
„Um dem Aufschwung Kontinuität zu verleihen, soll jetzt auf die Coronavirus-Prävention gesetzt werden sowie auf Vereinfachung und Entbürokratisierung, um den Neustart des Produzierenden Gewerbes zu unterstützen. Für das Druck- und Verlagswesen, das sich seit Jahren in der Krise befindet, ist eine digitale Neuorientierung erforderlich, unterstützt durch Anreize. Damit sollen die Unternehmen dieser Branche auch kommerziell gefördert werden.“

Martin Haller, lvh-Präsident
„Die gesamte Südtiroler Wirtschaft wurde durch Corona auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Umso erfreulicher ist, dass es in den meisten Sektoren nun wieder aufwärts geht. Eine große Herausforderung für das Handwerk ist und wird auch in Zukunft die Fachkräfteakquise und Ausbildung junger Menschen sein. Dahingehend sollen nun neue und wichtige Weichen gestellt werden.“

Heiner Oberrauch, Präsident Unternehmerverband Südtirol
„Die verarbeitenden Unternehmen haben gerade in dieser schwierigen Zeit bewiesen, dass sie systemrelevant sind: durch Investitionen, Arbeitsplätze und Steueraufkommen tragen sie maßgeblich zur Entwicklung unseres Landes bei. Dieser Verantwortung müssen wir auch in Zukunft gerecht werden und gemeinsam mit der öffentlichen Verwaltung lösungsorientiert den digitalen und ökologischen Wandel angehen.“

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