Handelskammer Bozen
Wirtschaftsbarometer Dienstleistung und Transport

Wirtschaftsbarometer Dienstleistung und Transport

Gemischte Stimmung

Data: 
Dienstag, 22. April 2025
Uhrzeit: 

Die Frühjahrsumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt ein gemischtes Geschäftsklima im Dienstleistungssektor, mit wesentlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Im Transportgewerbe sind neun von zehn Unternehmen mit der Ertragslage im vergangenen Jahr zufrieden und ebenso viele blicken mit Zuversicht ins Jahr 2025. Im Warentransport wird aber eine Zunahme der Betriebskosten erwartet, auch aufgrund der Sanierungsarbeiten an der Luegbrücke.

Die Einschätzungen der Dienstleister zur Ertragslage im Jahr 2024 und die Erwartungen für 2025 sind je nach Branche sehr unterschiedlich. Das beste Geschäftsklima findet man in den Branchen der freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten, der Informatik und Telekommunikation sowie im Kredit- und Versicherungssektor. Nach dem Rückgang der Ausleihungen im vergangenen Jahr erwarten die Banken heuer eine Zunahme der Kreditvergabe dank der niedrigeren Zinssätze. Im Bereich des Immobilienwesens und der persönlichen Dienstleistungen gehen die Unternehmen weiterhin von einem schwachen Umsatzwachstum aus, die Ertragslage dürfte aber in etwa 90 Prozent der Fälle zufriedenstellend ausfallen. Schwieriger wird es hingegen bei den unternehmensorientierten Dienstleistungen. Insbesondere in den arbeitsintensiven Branchen klagen die Unternehmen über einen starken Kostenanstieg und einen verschärften Wettbewerb, was die Erwartungen zur Ertragslage negativ beeinflusst.

Was den Arbeitsmarkt betrifft, so gab es im Jahresdurchschnitt 2024 im privaten Dienstleistungssektor 33.000 Arbeitnehmer/innen bzw. 2,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch heuer wird mit einer Zunahme der Arbeitsplätze gerechnet, vor allem in den Bereichen der freiberuflichen, technischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten und der IT- und Telekommunikationsbranche.

Die Südtiroler Unternehmen des Transportgewerbes ziehen für das Jahr 2024 eine insgesamt positive Bilanz: Die Ertragslage war in 90 Prozent der Fälle zufriedenstellend und es gab ein Umsatzwachstum. Auch die Investitionsdynamik war gut, insbesondere in den Bereichen der Personenbeförderung und der Aufstiegsanlagen. Die Beschäftigung legte zu: 2024 waren im Südtiroler Transportgewerbe durchschnittlich über 9.900 Arbeitnehmer/innen beschäftigt, was einem Zuwachs von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 

Transportsektor: Ertragslage nach Banchen

Auch für das laufende Jahr sind die Unternehmen in den Branchen der Personenbeförderung und der Aufstiegsanlagen zuversichtlich. In beiden Sparten wird mit einem Umsatzanstieg und einer zumindest befriedigenden, oft sogar guten Ertragslage gerechnet. Im Güterverkehr wird hingegen ein geringeres Umsatzwachstum und eine Stagnation der Investitionen erwartet, während die Kosten auch durch die Sanierungsarbeiten an der Luegbrücke steigen werden. Infolgedessen rechnen heuer 16 Prozent der Warentransporteure mit einem schlechten Betriebsergebnis.

„Die Arbeiten an der Luegbrücke behindern die Transportunternehmen. Eine Verkürzung des Nachtfahrverbots in den Morgenstunden würde eine wesentliche Erleichterung bringen“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner.

Methodische Anmerkungen   
Im Rahmen des WIFO-Wirtschaftsbarometers umfasst der Dienstleistungssektor folgende Branchen: Verlag und Kommunikation, Informatik, Kredit und Versicherung, Immobilienverwaltung, freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen sowie personen- und unternehmensbezogene Dienste. Nicht eingeschlossen sind Handel und Gastgewerbe. Das Transportgewerbe wird gesondert untersucht.

Nachfolgend die Stellungnahmen der Wirtschaftsverbände:

Philipp Moser, Präsident des Wirtschaftsverbandes hds
„Die persönlichen und vor allem die unternehmensorientierten Dienstleistungen spüren vermehrt einen verschärften Wettbewerb. Es gilt daher für die große Vielfalt an lokalen Anbietern und Betrieben, noch mehr in ihre Professionalität und ihre Kompetenz in Kombination mit unserem Territorium zu investieren, um sich am Markt besser zu positionieren. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen hier oft den Unterschied.“

Heiner Oberrauch, Präsident Unternehmerverband Südtirol 
„Die Arbeiten an der Luegbrücke stellen die Transportunternehmen vor große Herausforderungen, auch durch das Nachtfahrverbot, welches die langen Staus verstärkt. Eine untragbare Situation für die Fernfahrer. Zudem schafft stockender und stehender Verkehr viel mehr CO2-Ausstoß. Deshalb ist eine Aufhebung des Nachtfahrverbots dringend notwendig.“

Alexander Öhler, Obmann der Warentransporteurinnen und -transporteure im lvh
„Stehende LKWs bedeuten nicht nur Zeitverlust, sondern treiben auch die Kosten für die gesamte Lieferkette in die Höhe – wir brauchen praktikable Lösungen, um die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.“

Mirko Siviero, Präsident CNA-SHV FITA Südtirol
„Die Nachfrage nach Gütertransportdienstleistungen ist stabil und positiv, und es bestehen die Voraussetzungen für eine zufriedenstellende Rentabilität, wenn die österreichischen Verbote so bald wie möglich aufgehoben werden. Der Markt für Mietwagen mit Fahrer und Taxis ist dank der Touristen und der neuen Bestimmungen in der Straßenverkehrsordnung konstant oder leicht steigend. Man kann also auch für den Personentransport von einem zufriedenstellenden Jahr 2025 ausgehen.“

Kontakt

WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung

0471 945 708