Handelskammer Bozen
Judith Gögele Schmid

Judith Gögele Schmid

Die Motivierte
Datum:  Mai 2023

Was Judith Gögele Schmid tut, tut sie ganz – wir haben mit der 48-jährigen Weinbäuerin aus Bozen gesprochen, die sich für die Vielfalt in der Kultur und für die Chancengleichheit von Frauen stark macht.

Der Schmid-Oberrautner-Hof wurde 1363 erstmals erwähnt und wird heute in der 21. Generation geführt. Erleben Sie das als Druck?
Judith Gögele Schmid: Vor fünf Jahren haben Florian und ich uns die Frage gestellt, wohin die Reise gehen soll. Uns war klar, dass der Hof als Weinkellerei auf Dauer nicht Bestand hat. Wir haben einen Weinberg dazugekauft, drei Ferienwohnungen in den alten Stadel gebaut, im ehemaligen Stall einen Verkostungsraum eingerichtet und den Garten neu angelegt. Im Winter 2020 und 2021 kam es wegen der Pandemie immer wieder zum Stillstand. Wir konnten nach der Fertigstellung also nicht sofort in die Vollen gehen, jedoch nutzten wir diese Zeit, um zu lernen, nachzubessern und Anpassungen vorzunehmen.

Wie war für Sie der Umstieg von der Angestellten zur Selbständigen?
Ich habe bei Pensplan viel Energie investiert, aber auch nach eineinhalb Jahrzehnten hat sich die Rentensituation der Frauen nicht viel verbessert. So fiel die Entscheidung, in den Hof einzusteigen und Unternehmerin zu werden, einigermaßen leicht. Ich wurde im Mai 2019 selbständig. Die Vinothek verantworte ich zur Gänze, alles andere gemeinsam mit meinem Mann.

Wie gestaltet sich Ihre tägliche Arbeit?
Florian und ich machen die Hauptarbeit zu zweit, haben aber in allen Bereichen Mitarbeitende, ob im Weinberg, bei den Events oder in den Wohnungen. Wir haben uns alles gut aufgeteilt. Ich bin die Genaue und Kreative, Florian gewinnt mit seinem Charme, dem Sinn für das Praktische und mit viel Einsatz. Neben der Tagesarbeit haben wir jede Woche ein bis zwei Weinverkostungen und Hofführungen.

Schmid-Oberrautner-Hof in Bozen

Wie hat sich Ihr Einsatz für Frauen verändert?
Ich habe mich beim Frauenthema aus der ersten Reihe, sozusagen aus der Kämpferposition zurückgezogen. Auch wenn ich in vielen Bereichen überzeugt bin, dass wir vieles ändern könnten und ich mich nach wie vor im Kultur- und Sozialbereich einsetze, gehe ich nicht an meine Grenzen. Wir sind nur uns selbst verpflichtet. Jede Frau muss für sich selbst entscheiden, womit sie leben kann. Ich möchte zurückblickend sagen können, ich habe alles getan, was ich wollte und mir zumuten konnte.

Was wünschen Sie Frauen? Wie unterstützen Sie sie?
Jede von uns kann andere Frauen im Kleinen unterstützen. Jede Frau sollte ihren Wirkungsbereich kennen und die Sachen tun, die sie gerne tut, nach vorne schauen und weniger selbstkritisch sein. Ich wünsche den Frauen, dass sie sich trauen, sich hinzustellen und stehen zu bleiben, dass sie sich ohne Wenn und Aber in ihrer Größe zeigen. Wir sollten uns nicht in Konkurrenz begegnen, sondern in Vielfalt mit- und nebeneinander leben, jede in ihrer Echtheit.

Info

Judith Gögele Schmid ist 1974 in Meran geboren und in St. Leonhard in Passeier auf einem Bergbauernhof als ältestes von fünf Kindern aufgewachsen. Nach der Frauenoberschule in Meran studierte sie Deutsch, Geschichte und Erdkunde auf Lehramt und hat unterrichtet. Über die Berufsbildung kam sie als Angestellte zum Land, machte einen Politik-Abstecher zu den SVP-Arbeitnehmer/innen und war von 2006 bis 2019 bei Pensplan für den Bereich Marketing verantwortlich. Als Mitglied im Landesbeirat für Chancengleichheit stellte sie sich bei der Stärkung von Frauen in die erste Reihe. Sie heiratete 2017 Florian Schmid vom Bozner Weingut Schmid Oberrautner und führt seit Mai 2019 gemeinsam mit ihrem Mann den Betrieb. Judith Gögele Schmid ist zudem Präsidentin der Vereinigten Bühnen Bozen, sitzt im Beirat für Kommunikation des Landes und ist Verwaltungsrätin der SAIM (Südtirol Alto Adige Informatik und Medizin).

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