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Wirtschaft = Zukunft

Rentmas

Teilen statt kaufen

Die Sharing Economy setzt sich quer durch alle Branchen durch. In der Bauwirtschaft zählt ein Startup-Unternehmen aus Südtirol zu den Vorreitern. Wie Manuel und Daniela Niederstätter über das Sharing-Portal Rentmas effizient und kostengünstig Baumaschinen verleihen.

Eigentlich sollte 2020 Schluss sein. Dann wollten sich Maria und Toni Niederstätter zurückziehen. Daniela und Manuel, die beiden Kinder von Toni, sollten die vor 45 Jahren gegründete Niederstätter AG alleine weiterführen. Mittlerweile sieht man beim italienweiten Leader im Verkauf und Verleih von Baumaschinen den Abschied nicht mehr ganz so eng. Maria und Toni werden erstmal in der Geschäftsleitung bleiben. Auch damit sich die Nachfolger auf Neues konzentrieren können. Auf innovative Projekte wie Rentmas, dem weltweit ersten Sharing Portal für Baumaschinen. Bei den Tiroltagen des Europäischen Forums Alpbach wurde die Plattform mit Platz drei beim Junginnovatoren-Preis ausgezeichnet. Warum „Teilen statt Kaufen“ auch am Bau Zukunft hat – ein Gespräch mit Manuel Niederstätter.

Seit Mai ist Ihre Plattform Rentmas online. Wie entstand die Idee dazu?
Manuel Niederstätter: Eigentlich erst vor einem Jahr. Es war auf der Rückfahrt einer Tagung in Deutschland, bei der einer der Flixbus-Gründer referierte. Daniela und ich begannen Ideen zu spinnen, wie wir das Thema Sharing Economy für unsere Branche nutzen können. Denn einerseits gibt es aufgrund der guten Konjunkturlage eine hohe Nachfrage an Maschinen, andererseits sind ja bereits sehr viele Maschinen im Umlauf. Sie werden aber nicht laufend genutzt. So entstand die Idee, die Besitzer von Maschinen mit interessierten Mietern zusammenzubringen.

Funktioniert die Plattform ähnlich wie das Sharing-Portal Airbnb, das Unterkünfte vermittelt?
Im Grunde ja. Jedes Unternehmen, das auf der Suche nach einer Baumaschine ist, sieht dank der geografischen Ortung, wer eine solche besitzt und vermieten möchte. Hat der Besitzer dem Verleih zugestimmt, übernehmen wir den Rest. Wir kümmern uns um die Verträge, die Versicherung, die Lieferung und Übergabe, stellen bei Bedarf einen Fahrer zur Verfügung, kontrollieren den Zustand der Maschine und checken bei der Rückgabe, ob die Maschine ordnungsgemäß zurückgegeben wurde. Uns kommt natürlich zu Gute, dass wir als Niederstätter AG im Bereich der Miete bereits sehr erfahren sind.

niederstaetter lager

Im Moment ist die Plattform vor allem lokal aktiv, wie sieht Ihre Zukunftsvision aus?
Wir befinden uns noch in der Startphase und konzentrieren uns im Marketing auf unsere Kernzonen Südtirol, Trentino, Verona, Belluno und Treviso. 2020 wollen wir die Plattform italienweit bewerben, spätestens 2021 im gesamten deutschsprachigen Raum. Das Portal hat aber durchaus das Zeug sich weltweit zu etablieren.

Gibt es denn auf dem weltweiten Markt noch keine vergleichbare Plattform?
Interessanterweise nein. Das heißt, es gibt keine Plattform, die für den Verleih von Baumaschinen alle Möglichkeiten der Industrie 4.0 nutzt. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Digitalisierung am Bau noch in den Kinderschuhen steckt. Die Landwirtschaft und Industrie sind hier schon sehr viel weiter.

Sie wollen auf dem Markt vorhandene Ressourcen optimieren. Aber lässt sich damit auch Geld verdienen?
Das hoffen wir. Wir finanzieren uns, indem wir für jeden abgeschlossenen Deal einen Teil der Miete einbehalten. Einen finanziellen Mehrwert hat aber auch der Besitzer, der seine Investition früher amortisieren kann und natürlich der Mieter, der die Maschine ganz nachhaltig von nebenan mieten kann.

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