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Wirtschaft = Zukunft

Albatros

Die Kunst ist es, die Balance zu finden

Die Sozialgenossenschaft Albatros in Meran überzeugt ihre Kund/innen mit qualitativ hochwertigen Produkten und Dienstleistungen, doch ihre Hauptaufgabe ist es benachteiligte Personen zu beschäftigen.

Die Sozialgenossenschaft Albatros ist in den Bereichen Tischlerei, Reinigung und Gartenbau tätig. Bei Vertragsabschluss wüssten aber die wenigsten Kund/innen, dass hinter dem Unternehmen noch mehr stecke und viele Arbeiten von benachteiligten Menschen durchgeführt würden, weiß Monika Thomaser, Direktorin der Sozialgenossenschaft. Das Unternehmen hat vorrangig einen sozialen Auftrag zu erfüllen, nämlich die Arbeitseingliederung von Personen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen, ehemalige Alkohol- bzw. Drogenabhängige, Haftentlassene und Arbeitslose kurz vor dem Rentenalter.

Seit 1994 geht es darum solche Personen, die sich am Rande der Gesellschaft befinden, mit einem Arbeitstraining wieder fit für den normalen Arbeitsmarkt zu machen. Dabei erlernen sie keinen Beruf, sondern grundlegende Kompetenzen wie Pünktlichkeit, Team- und Kritikfähigkeit sowie einen geregelten Tagesablauf zu haben. Bei ihrer Entwicklung werden sie von einem pädagogischen Mitarbeiter begleitet und sie arbeiten mit ausgebildeten Fachkräften zusammen. Letztere seien nicht immer leicht zu finden, sagt Thomaser, denn es gäbe oft Berührungsängste und Konflikte - deshalb musste man umdenken und auf verschiedene Arten von Fachkräften zurückgreifen. Zum einen ausgezeichnete Handwerker, welche für die Qualität der Produkte und der Dienstleistungen unerlässlich sind und zum anderen Handwerker mit möglichst viel Sozialkompetenz, wenn dafür auch Abstriche bei der Fachkompetenz gemacht werden müssen. Diese fungieren als Anhaltspunkt für die benachteiligten Arbeitskolleg/innen. „Die Kunst ist es, die Balance zu finden“, sagt die Direktorin: „sodass sich jeder wohlfühlt.“

Albatros Baumschnitt

Um Balance geht es nicht nur bei den Mitarbeiter/innen, sondern auch bei der Unternehmensführung. Der soziale Auftrag steht im Vordergrund, aber gleichzeitig muss wirtschaftlich gearbeitet werden, denn selbst eine Non-Profit-Organisation muss schwarze Zahlen schreiben. Das ist Albatros bis jetzt immer gut gelungen, auch dank vorausschauender Entscheidungen durch das Management. „Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet, durch die kontinuierlich hohe Qualität unserer Dienstleistungen und Produkte und deshalb können wir nun auf eine Vielzahl von privaten Kunden bauen“, erklärt Thomaser.
Der Entschluss den Fokus auf private Kunden zu legen und sich von der öffentlichen Hand zu distanzieren wurde vor ein paar Jahren bewusst und gut überlegt gefasst. Die Preise bei den Ausschreibungen wurden immer mehr gedrückt, sodass Albatros nicht mehr mithalten konnte. Im Gesetz gäbe es genug Instrumente, um bei den Ausschreibungen Sozialgenossenschaften zu fördern, doch der Wille sei selten da. Deshalb musste man neue Wege finden, sagt Thomaser.

Sie beweist Weitblick, Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit bei der Weiterentwicklung des Unternehmens und ist stets auf der Suche nach neuen Wirtschaftszweigen, in denen Albatros tätig werden könnte. Zuletzt hat Albatros den Aufsichts- und Kassadienst im Palais Mamming Museum und den Nachtwächterdienst am Campingplatz in Meran übernommen. Das sind Tätigkeiten, die eigentlich nicht zu den Kernkompetenzen zählen und dennoch mit Freude übernommen werden. „Wir suchen ständig nach neuen Tätigkeiten, welche sich für unsere Mitarbeiter/innen eignen. Sie sind nicht immer gewinnbringend, aber sie geben den Personen eine Beschäftigung“, so Monika Thomaser: „Es sollen ja so viele Personen wie möglich in den Genuss dieses Arbeitstrainings kommen.“ Genau das liebt die Direktorin an ihrem Job, dass die Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht ausschließlich die Zahlen.

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