Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Mila Bergmilch Südtirol

Gelebtes Miteinander

Der Fachkräftemangel macht auch vor Südtirols größtem Milchhof nicht Halt. Wie es dennoch gelingt, Mitarbeiter/innen zu finden und zu binden - ein Gespräch mit Robert Zampieri, dem Geschäftsführer der Mila Bergmilch Südtirol.

Wird auch bei der Mila der Fachkräftemangel langsam akut?
Robert Zampieri: Ja, leider. Gar einige Mitarbeiter/innen, die seit über 35 Jahren bei uns arbeiten, werden sich in nächster Zeit in den Ruhestand verabschieden. Sie haben die Mila mit aufgebaut und können sich mit unserem Betrieb so richtig identifizieren. Viele Mitarbeiter/innen, die jetzt nachkommen, sind von einem anderen Schlag.

Kommt überhaupt etwas nach?
Gute Frage. Ein sicherer Arbeitsplatz ist für junge Mitarbeiter/innen nicht mehr das vordergründige Ziel. Ihnen geht es um Flexibilität und dort können wir mit anderen Betrieben nur ansatzweise konkurrieren. Bei uns wird jeden Tag Milch angeliefert, Wochenendarbeit ist also ein Muss. Einheimische Kräfte sind nicht mehr wirklich bereit dazu. Die Arbeit an den Wochenenden verrichten also zunehmend Arbeitskräfte aus dem Ausland. Entsprechend wichtig ist es, dass wir sie so schnell wie möglich zu Fachkräften ausbilden. Dafür braucht es tiefgreifende politische Konzepte, die ich im Moment noch nicht erkenne.

Wie bilden Sie Ihre Fachkräfte aus?
In Südtirol gibt es keine Ausbildung zum Molkereifachmann. Unsere Lehrlinge bilden wir in Rotholz in Nordtirol aus, die Meisterausbildung erfolgt dann in Bayern. Damit haben sie beste Chancen auf eine Führungsaufgabe in unserer Produktion. Leider kommt es aber immer wieder vor, dass die jungen Mitarbeiter/innen nach ihrer Ausbildung abgeworben werden, vor allem vom deutschsprachigen Ausland, wo sehr viel höhere Löhne bezahlt werden.

Wie begeistern Sie junge Bewerber/innen für die Mila?
Junge Menschen wollen nicht in einem Container sitzen, sie wollen ein familiäres Betriebsklima, keine Diktatur und auch keine dicke Luft. Sie suchen nach einer Arbeit, die Sinn macht und Freiräume für ihre Freizeit garantiert.

mila werk

Macht die Arbeit in einer Genossenschaft mehr Sinn als in einem Privatunternehmen?
Wir haben einen anderen Auftrag. Das versuche ich jedem neuen Mitarbeiter in einem kurzen Willkommensgespräch hier bei mir im Büro zu vermitteln. Wir arbeiten nicht für irgendeinen Aktionär, der in der Regel nur größer und reicher werden möchte, sondern für 2500 Südtiroler Bergbauernfamilien, die um ihr Überleben kämpfen und darauf vertrauen, dass wir einen guten Job machen.

Sie sind seit 15 Jahren Mila-Geschäftsführer, hat sich Ihr Führungsstil in diesen Jahren verändert?
Ich bin sehr jung, also mit 32 Jahren, Geschäftsführer geworden und habe mir wiederholt eine blutige Nase geholt. Aber ich bin mit dieser Rolle gewachsen und nehme mittlerweile fast schon eine väterliche Figur im Unternehmen ein.

Eine autoritäre oder lockere väterliche Figur?
Autoritär sicher nicht, aber ich bin sehr gut im Delegieren. Unsere Mitarbeiter/innen sollen auch selbst gestalten dürfen. Außerdem halte ich nichts von Geheimnissen. Unsere Mitarbeiter/innen dürfen wissen, wie es dem Unternehmen geht.

Und wie geht es dem Unternehmen?
Sehr gut, wir konnten unseren Umsatz im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 225 Millionen Euro steigern. Wir produzieren mittlerweile allein 1,5 Millionen Becher Joghurt am Tag, aber die Konkurrenz ist groß in Italien. Deshalb müssen wir gezielt neue Produkte lancieren, mit denen wir Nischen bedienen können. Das gelingt uns bereits sehr gut, etwa mit dem isländischen Joghurt Skyr oder dem Hartkäse Schwarzenstein.

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