Handelskammer Bozen
Wirtschaft = Zukunft

Ewo

Die Lichtfrau

In 47 Ländern der Welt illuminiert das Unternehmen Ewo öffentliche Räume. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Flora Kröss über die Faszination Licht, den Mut zum Risiko und die Zukunft 4.0.

Es ist Montag früh, kurz nach 8. Wir treffen Flora Kröss am Firmensitz der Firma Ewo in der Gewerbezone von Kurtatsch. Freundlich und herzlich ihre Begrüßung, mitreißend ihre Erzählungen. Die Geschäftsführerin hat das auf Lichtsysteme spezialisierte Unternehmen gemeinsam mit ihrem Mann Ernst Wohlgemuth vor 20 Jahren gegründet. Seither bringen die Lichtsysteme aus dem Hause Ewo öffentliche Straßen, Plätze, Gebäude oder Flughäfen rund um den Globus zum Leuchten. Vom neuen Stadtviertel Dubai Festival City in Dubai über das Conference Center in Kopenhagen bis hin zum Flughafen in München oder dem Markusplatz in Venedig.

Frau Kröss, Sie beschäftigen 80 Mitarbeiter/innen mit Niederlassungen in Deutschland, Österreich und Dänemark. Wollten Sie immer schon mit Licht Großes schaffen?
Nein, überhaupt nicht. Ich selbst habe in einer Bank im Sarntal gearbeitet und war später vor allem Mutter. Mein Mann dagegen hat sich Anfang der 80-er Jahre im Sarntal mit einer Metallmanufaktur selbstständig gemacht. Er war immer ein Visionär, bewusst hat er nur Bronze verarbeitet, ein sehr edles und nachhaltiges Metall, das mit dem Alter immer schöner wird. Einer unserer Kunden, ein Architekt aus Deutschland, hat ihn dann gebeten, passend zu einer Eingangstür aus Bronze auch eine Außenleuchte zu konstruieren. Diese Konstruktion hat uns so begeistert, dass wir Lust auf Licht bekamen.

Obwohl Sie mit Lichttechnik bis dahin gar nichts am Hut hatten?
Genau, aber mein Mann hat sich richtig reingehängt. Er hat rund um die Uhr getüftelt. Er ist immer wieder in die Schweiz gefahren und hat sich von Lichtexperten beraten lassen, wie man Lichtquellen richtig lenken und optimal ausreizen kann. So ist unser erster Katalog mit Außenleuchten entstanden. Erstmals ausgestellt haben wir auf der Blumenschau in Bozen. Wir waren mit unseren Leuchten die Exoten auf der Schau. Das Interesse aber war groß. Unsere Luchten, mit ihrem schlichtem Äußerem und raffinierten Inneren, haben sich von den bisher bekannten Leuchten einfach klar unterschieden.

Von da an haben Sie sich nur noch aufs Licht konzentriert?
Ja, denn wir erkannten den enormen Bedarf an ansprechenden und effizienten Lichtsystemen für öffentliche Plätze. So kam es, dass wir 1996 das Unternehmen Ewo gründeten und relativ rasch von Sarnthein nach Kurtatsch übersiedelten. Wir investieren massiv in Technik und Design. Wir wussten von Beginn an: Gegen etablierte Konzerne wie Philipps haben wir nur dann eine Chance, wenn wir besser sind. Wir sind immer unseren Weg gegangen, zunächst mit Reflektoren, später mit dem Spiegelwerfersystem und seit 2009 ausschließlich mit LED.

Und das in einer Zeit, als LED doch noch gar kein Thema war?
Wir sind damals volles Risiko gefahren. 2009 haben wir uns auf der Messe „Light + Building“ in Frankfurt nur noch mit LED-Technologie präsentiert. All unsere Mitbewerber zeigten sich noch mit der herkömmlichen Technologie. Entsprechend groß waren unsere Zweifel, ob unser Weg auch wirklich der richtige ist. Heute wissen wir: Hätten wir damals nicht so konsequent entschieden, gebe es uns wohl nicht mehr. Einige große Konkurrenten haben den Zug verpasst und mussten in der Folge Konkurs anmelden.

Konnten Sie sich am Ende dank der LED-Technologie gegen die Großen Ihrer Branche durchsetzen?
Unser erstes großes LED-Projekt war der Flughafen Innsbruck. Wir waren die Einzigen, die in LED anboten. Um zu überzeugen bedurfte es vieler Sitzungen und Lokalaugenscheine. Schließlich hatten wir damals noch keine großen Projekte vorzuweisen und jeder meinte, die Technologie sei noch nicht so weit. Am Ende sollte Innsbruck unser Türöffner werden. Mittlerweile haben wir LED-Beleuchtungen für 70 Flughäfen der Welt konzipiert, von München über Melbourne bis hin zur Thule Air Base in Grönland.

ewo firmensitz

Sie sind die Frontfrau von Ewo. Gab es mit Ihrem Mann auch mal Kontroversen über die Rollenverteilung?
Ganz ehrlich, nein. Mein Mann ist ein Technikgenie. Er lebt in seiner Welt der Technik und hat mir von Beginn an freie Hand gelassen. So kam es, dass ich mich um den gesamten Rest gekümmert habe. Vom Personal über das Marketing bis hin zum Vertrieb. Wir haben eine so klare Rollenverteilung, dass wir uns nicht in die Quere kommen. Wir vertrauen und respektieren einander. Und das nach 32 Jahren Ehe.

Nehmen Sie sich die Zeit auf Ihren Erfolg zurückzublicken oder schauen Sie lieber nach vorne?
Eigentlich lieber nach vorne. Wir arbeiten an so unglaublich spannenden Projekten. So beschäftigen wir uns seit rund fünf Jahren intensiv mit den Themen Robotik und Industrie 4.0. Denn künftig wird es immer weniger nur um das Licht gehen. Künftig werden die Leuchten nur noch Mittel zum Zweck sein. Wir arbeiten bereits an ersten Projekten, wo wir Kameras in unsere Leuchten installieren, um Städten ein automatisiertes Leitsystem anzubieten. So können Stadtverwaltungen über unsere Leuchten erkennen, in welchen Straßen etwa der Müll abtransportiert werden muss oder wo es freie Parkplätze gibt.

Sie sind im Generationswechsel bereits im letzten Drittel, wann werden Sie definitiv an Ihre beiden Kinder Hannes und Verena übergeben?
Unsere beiden Kinder Hannes und Verena sind sehr engagiert. Sie sind direkt nach ihrem Studium ins Unternehmen eingestiegen. Obwohl ich meinte, sie sollen doch zuerst die Welt sehen. Aber sie meinten, wo könnten sie das besser als hier. Auf ihren Wunsch hin werden wir auch künftig Mitglied des Verwaltungsrats sein. Operativ werden wir in spätestens fünf Jahren zurücktreten. Zumindest zum Blumengießen werde ich aber sicher immer wieder vorbeischauen. Ich werde aber auch sonst genügend zu tun haben. Wir sind gerade dabei unseren Weinhof in Eppan zu renovieren.

Da bleibt noch die Frage, wie Sie das alles unter einen Hut bekommen?
Ich habe das wirklich große Glück mit vier bis fünf Stunden Schlaf auszukommen.

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